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MIC article: DANIELE NEGRONI in Cologne, Germany

17.11.2012

Interview mit DANIELE NEGRONI in Köln

Gerade hatte er seine Ausbildung zum Koch begonnen, als eine Castingshow das Leben des 16-Jährigen veränderte. Und obwohl DANIELE NEGRONI nicht als Gewinner aus „DSDS“ hervorging, läuft es für den jungen Sänger mit dem außergewöhnlichen Hairstyle ausgesprochen gut: Sein Debütalbum „Crazy“ findet reißenden Absatz und seine Konzerte sind fast ausverkauft - „Kreisch-Alarm“ der zumeist weiblichen Fans inklusive. So auch am 17.11.12 im Kölner „E-Werk“. Dort bewies Daniele echt Entertainer-Qualitäten, nicht nur als er Saskia und Theo aus dem Publikum auf die Bühne holte, um ihnen eine neue Frisur zu verpassen oder als er zu „Follow Me“ auf Wassergläsern Schlagzeug spielte.
Allen, die am 17.11.12 in Köln nicht dabei sein konnten sei an dieser Stelle gesagt, dass Daniele in diesem Jahr noch weitere Konzert gibt: am 22.11. in Hannover, am 23.11 in Bremen, am 24.11. in Wittenberg, am 25.11. in München, am 27.11. in Zürich, am 28.11. in Mannheim, am 7.12. in Oberhausen, am 8.12 in Stade und am 15.12. Stuttgart.
Wir trafen den Musiker in einem Café in Köln zum Interview. Bei dieser Gelegenheit verriet uns Daniele, warum er ab sofort freiwillig unter die Brillenträger geht, wie er durch Zufall zum Turnschuh-Designer wurde und warum er keine Freundin hat:

Ist diese blaue Brille neu? Die haben wir vorher noch nie an dir gesehen?

Ja, ich habe seit Neustem meine Vorliebe für Brillen entdeckt, aber ohne Sehstärke, denn ich hab ja keine Augenprobleme. Ich war gestern bei einer Autogrammstunde in Ravensburg und da hat mir ein Mädchen diese Brille geschenkt. Erst war ich nicht sicher, ob sie steht, aber dann habe ich die aufgesetzt und mein Manager hat gleich ein Foto gemacht. Er hat´s mir gezeigt und ich dachte: „Sieht gut aus, die setze ich nie wieder ab!“ Und jetzt bin ich am Überlegen, ob ich mir die in allen Farben kaufe. Ich finde diese Brillen hammermäßig.

Warum hast du dich für diesen besonderen Hairstyle entschieden?

Ganz einfach: Bei „DSDS“ habe ich mir immer gedacht: „Wenn du auf der Bühne stehst, dann reicht es nicht nur, wenn du singst und es reicht auch nicht nur, wenn du dazu noch tanzt, sondern du musst auch irgendwie auffallen. Du musst versuchen, den Leuten im Gedächtnis zu bleiben“ Und das geht am besten, wenn du irgendwie etwas mit deiner Persönlichkeit anstellst. Das habe ich gemacht, indem ich angefangen habe, meinen Style zu ändern. Ich bin zu einem Paradiesvogel geworden und habe jetzt bunte Haare. Ich habe schon jede einzelne Haarfarbe gehabt und ich hoffe, irgendwann erfindet mal jemand neue Farben, denn sonst bin ich echt aufgeschmissen.

Obwohl du bei DSDS „nur“ Zweiter geworden bist, hat sich für dich alles sehr positiv entwickelt: Du bist bei „Universal“ gesignet & Dein erstes Album „Crazy“ ist mit Top-Chartplazierung eingestiegen. Wie ist das für dich?

Es ist natürlich ein schönes Gefühl. Komisch war nur, dass alles so von 0 auf 100 passiert ist. Das Finale war aus und du dachtest erst: „Jetzt ist alles wieder vorbei. Du bist Zweiter geworden. Du hättest erster werden müssen, um Musik machen zu können“. Aber das war bei mir und Luca zum Glück nicht so. Wir haben beide die Chance bekommen, ein Album aufzunehmen. Ich hab mich riesig darüber gefreut, dass ich das auch machen darf. Dann hab ich das Album rausgebracht und es ist eingeschlagen... Ich hätte nie erwartet, dass es so gut in die Charts einsteigt: In Deutschland und der Schweiz war ich auf der Zwei und in Österreich auf der Eins. Das ist für mich wirklich ein tolles Erfolgserlebnis. Und ich hoffe natürlich, dass es so weitergeht. Ansonsten hat sich noch verändert, dass ich von einem Termin zum nächsten hetze. Aber das ist nicht anstrengend. Es ist natürlich schon belastend, aber es ist irgendwie cool, denn du tust es absolut gerne und du kannst jetzt das machen, was du immer machen wolltest. Ich hab so lange dafür gekämpft, und ich bin froh, dass es am Schluss geklappt hat.

Im DSDS-Finale war ja das Rennen zwischen dir und Luca Hänni sehr, sehr knapp.
Wie hast du die Stunden bis zur endgültigen Entscheidung erlebt?

Luca und ich hatten die ganz Zeit gemischte Gefühle. Vor dem Finale standen wir noch zusammen hinter diesem Tor und wussten, wir gehen gleich zusammen auf die Bühne und singen „There She Goes“ ein letztes Mal als Gruppensong und danach müssen wir gegeneinander antreten. Das war für uns beide irgendwie blöd, denn wir haben uns über die Zeit super gut angefreundet. Wir sind jetzt noch ganz dicke Freunde. Wir treffen uns so oft es geht. Wir haben jetzt natürlich nicht mehr so viel Zeit, weil auch er ein sehr straffes Programm hat und auf Tour ist und schon ganz viele Auftritte für nächstes Jahr hat.
Als wir zusammen im Finale standen, haben wir gesagt: „Wir machen das freundschaftlich. Es ist egal, wer gewinnt, wir gehen freundschaftlich da raus“. Es war mir ein Anliegen, dass wir uns dort nicht in die Haare kriegen und dass jetzt auf einmal Konkurrenzdenken aufkommt, denn das wollten wir nicht. Wir wollten zusammen in das Finale gehen und auch freundschaftlich wieder raus und ich denke mal, das hat gut funktioniert. Ich gönne es Luca, dass er gewonnen hat, denn Luca hat genauso gekämpft, wie jeder andere auch. Letzten Endes kommen halt nur zwei ins Finale und das waren halt in diesem Jahr Luca und ich. Luca hatte eben am Ende mehr Fans, aber ich bin sehr stolz, dass ich Zweiter geworden bin. Allein zu wissen, dass über 40.000 Menschen dort mitgemacht haben und ich der Vorletzte von allen war, ist für mich schon etwas Besonderes. Ich hab mich echt angestrengt und mein Bestes gegeben.

Wie war dein Casting für „Deutschland sucht den Superstar“? Mit welchem Erwartungen bist du da hingegangen?

Ich bin mit der Erwartung dahin gegangen, dass alle drei Jurymitglieder sagen: „Du bist der Wahnsinn!“ Ich habe mir gewünscht: Die sollen bitte sagen, dass ich richtig gut bin. Und dann kriege ich zu hören, dass ich richtig schlecht war.

Aber sie haben dich dann doch in die nächste Casting-Runde gelassen?

Ja. An dieser Stelle muss ich mal sagen: Vielen Dank an Herrn Bohlen, denn ohne ihn wäre ich beim Casting nicht weitergekommen. Und ohne ihn wäre ich echt aufgeschmissen gewesen, denn ich habe dafür meine Ausbildung hingeschmissen. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, nur um Musik machen zu können. Dieter Bohlen hat das gesehen und gesagt: „Der kämpft wie ein Tier, der hat eine Chance verdient“. Ich habe ja beim Casting sieben Nummern vorgesungen. Die meisten Leute haben einen Song gesungen und es hieß entweder „Ja“ oder „Nein“. Ich habe einen Song gesungen und er meinte: „Kannst du noch einen?“. Dann hab ich noch einen gesungen und er meinte: „Kannst du noch einen?“. Dann hab ich noch einen gesungen... So ging das die ganze Zeit weiter und kein Song war gut, alles waren schlecht. Aber Dieter Bohlen hat mir eine Chance gegeben. Diese Chance habe ich dankend angenommen und versucht, mich weiterzuentwickeln, mein Bestes zu geben. Und das hat dann auch gut funktioniert, würde ich sagen.

Ich habe das Gerücht gehört, dass du dir dein erstes Tattoo selbst gestochen hast. Stimmt das?

Ja. Das war eine Jugendsünde. Das Ding ist: Wenn du dir ein Tattoo selber stichst, sieht das nicht gut aus. Aber du weißt, dass du ein Tattoo hast. Ich habe mich dann entschlossen, das Tattoo überstechen zu lassen, denn das selbst gestochene hat mich mit der Zeit einfach aufgeregt, wenn ich es im Spiegel gesehen habe. Ich wusste, ein Profi hätte es schöner hinbekommen. Als ich es selbst gestochen habe, durfte ich ja nicht zum Tätowierer, ich bin ja nicht volljährig. Deswegen musste ich es ja selber machen. Dann war das „DSDS“-Finale vorbei und ich wollte immer noch ein Tattoo. Also habe ich zu meiner Mum gesagt: „Ich möchte mir ein Mikrofon mit Notenschlüsseln und allem drum und dran stechen lassen“ und sie antwortete nur: „Mach das“. Ich war erstmal voll verwirrt, denn vorher meinte sie immer: „Nein, du wartest bis du 18 bist.“ Dann bin ich zum Tätowierer und jetzt hab ich mein erstes eigenes Tattoo, auf das ich auch ganz stolz bin.

Welche Bedeutung hat dein Tattoo genau für dich?

Das Tattoo steht allein für die Musik. Wenn ich jetzt schon meinen musikalischen Weg gehen darf, dann mit Tattoo. Denn wenn es irgendwann mal vorbei ist, erinnert mich das Tattoo an alles, denn es war ja überall dabei.

Wie alt warst du, als du beschlossen hast, dass du Musiker werden willst?

Eigentlich singe ich ja schon, seit ich denken kann. Ich habe schon im Bauch von Mama gesungen. Ich hab das von meiner Mama geerbt. Sie hat damals auch ganz viel gesungen und hatte viele Auftritte- Leider musste sie das dann aufgeben, weil sie mit mir schwanger geworden ist. Mittelweile sagt sie immer, wenn wir darüber reden: „Eigentlich lebst du ja gerade den Traum von mir“.
Als ich wusste, dass ich Musiker werden möchte, war ich... 8, 7, 6... Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich gesungen habe, seit ich meine ersten Worte gesagt habe, und immer Musiker werden wollte.

Also waren deine ersten Worte nicht „Mama“, sondern „Mama, ich werde Musiker!“ ?

Nein, meine ersten Worte waren: (er singt) „Mister Lover, Lover...“ Nein, meine ersten Worte waren auf jeden Fall „Mama“. Das ist auch richtig so! Schließlich hat meine Mama die Schmerzen gehabt, als sie mich geboren hat und deswegen muss man aus Ehre als erstes Mama sagen.
Wenn ich irgendwann mal groß bin, heirate, eine Familie habe und meine Frau dann schwanger wird, möchte ich auch, dass unser Kind als erstes „Mama“ sagt. Ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn es zuerst „Papa“ sagen würde. Dann hätte ich Ärger mit meiner Freundin... also wenn ich zu dem Zeitpunkt eine habe. Nicht dass jetzt alle denken, ich hätte eine Freundin. Nein, ich habe keine Freundin.

Suchst du denn eine?

Nein, was heißt suchen? Ich habe immer gesagt, ich möchte mich jetzt erstmal auf die Musik konzentrieren. Denn, wenn ich eine Freundin hätte, wäre ich gebunden und alles wäre anders. Wenn ich eine Freundin hätte, hätte ich Angst, dass sie sich schon nach kurzer Zeit vernachlässigt fühlt, weil ich nur unterwegs bin. Deswegen habe ich momentan etwas Bedenken was eine Freundin betrifft. Alles hat seine Zeit, in der Ruhe liegt die Kraft. Jetzt kommt die Musik und da soll es erstmal bergauf gehen.

Und ich habe gehört, dass du für „Adidas“ einen Turnschuh entworfen hast. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Ja, ich bin jetzt Turnschuh-Designer... Nein, das war einfach nur ein Zufall. Ich hatte ein Interview mit „GongFM“, einem Radiosender in meiner alten Heimat Regensburg. Dort arbeitet Pierre und der ist ein ganz guter Freund von mir. Wir verstehen uns super gut. Ich habe gesehen, dass er „Adidas“-Klamotten trägt und ich bin wirklich der allergrößte Adidas-Fan, den es gibt. Ich trage fast nur Adidas, auch Adidas-Schuhe. An dem Tag hat Pierre mich gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihm dorthin zu gehen, wo er gesponsert wird. Als wir in dem Laden waren, kam der Chef und meinte: „Wir würden dich auch gerne ausstatten“. Ich war erstmal so voll neben der Spur und hab gar nicht gewusst, was jetzt eigentlich los ist. Ich habe erstmal eine Ausstattung bekommen und zwei Tage später kam das Angebot, einen eigenen Schuh zu designen. Eine Woche später war ich schon mit denen zusammen am PC und habe den Schuh designet. Jetzt wurde er gerade rausgebracht. Ursprünglich hätte er gar nicht verkauft werden sollen, denn eigentlich war es ein Einzelstück, das nur ich tragen sollte. Aber der Adidas-Store in Regensburg bekam über Facebook und Twitter so viele Anfragen von meinen „Negromies“, dass wir kurzerhand entschieden haben, den Schuh zu verkaufen. Und wenn er sich gut verkauft, dann kann er ja noch ein bisschen im Geschäft bleiben...

Photo: MIC
Author: Kati Rausch